Wiederum eine Fahrt vom Bahnhof Penzberg durch dunklen Fichtenforst und hellgrün aufscheinende Wiesen. Eine zaghafte Vertrautheit stellt sich ein, als wir zum Langen Haus hinauf fahren. Diesmal ist Ken Gubler, mein Assistent, dabei. Ich werde ihm die Recorder-Standorte zeigen, damit er die Wartung übernehmen kann, falls ich einmal verhindert bin. Am nächsten Morgen ziehen wir zeitig los, um die Standorte aufzusuchen und die Speicherkarten auszuwechseln.
Es hat am Vortag intensiv geregnet – viele Wiesen und Teile der Strasse sind überflutet. Im Langen Haus angekommen, bespreche ich mit Annette Kinitz meine neue Idee für eine Klanginstallation, die das Radio beherbergen soll: Ein kubisches, schwarzes Blachenzelt, ein mobiles Studio für unser Posterity-Piratenradio schwebt mir vor, welches sich schnell an unterschiedlichsten Orten aufbauen lässt. Die Idee lehnt sich an die Piratenradios der 1980er- Bewegung in Zürich an, die schnell ihren Standort in den Wäldern um Zürich oder am Üetliberg wechseln mussten, um nicht von der Polizei geortet werden zu können.
Die Bewilligung für einen temporären Sender scheint kein grösseres Problem zu sein, und so freue ich mich, wieder einmal seit langer Zeit eine Radioprojekt auf die Beine stellen zu dürfen.
Ken und ich machen uns auf zum Recorder im Moor – ich gespannt, ob er noch läuft und was er Interessantes aufgezeichnet hat. Dort angekommen, suchen wir einige Zeit, bis wir das Gerät anhand der notierten Koordinaten und dem Kompass auf dem Smartphone finden. Der Weg durch den Fichtenwald zum Moor ist märchenhaft – überall feuchtes Moos und weiss schäumende Stromschnellen, da wo der Bach über freigelegtes Wurzelwerk sprudelt.
Die Aufnahmen aus dem Moor sind zwar etwas leise, aber das zahlt sich bei Regen und Wind aus, da sie dann nicht übersteuern. Überhaupt ist es im Moor im Vergleich zu den anderen Standorten sehr still, es sind wenig Tiere zu hören.