Mit *Posterity – so soll dieses Beobachtungsprojekt heißen – zeichne ich ein künstlerisch-wissenschaftliches Landschaftsbild. Ein Zeitbasiertes, Dynamisches, welches sich einerseits mit akustischen Aufnahmen an spezifischen Orten in der Landschaft von Nantesbuch durch die Tages- und Jahreszeiten hier im Radio entfaltet. Andererseits soll das, was ich erlebe und höre, Eingang in dieses Journal finden und einen Diskurs über die Landschaft von Nantesbuch anstoßen. Aber wie spricht man über Landschaft? Will man ihrer Vielfalt, ihren mannigfaltigen Aspekten gerecht werden, so muss man sich unterschiedlicher Vokabulare zur selben Zeit bedienen: Ich werde zuweilen eine wissenschaftliche Sprache benutzen, wenn es darum geht, naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu beschreiben oder die vorgefundenen Lebewesen taxonomisch zu beschreiben. Das wissenschaftliche Vokabular soll hier einem persönlichen gegenübergestellt werden, mit dem Ziel, eine holistische Reflektion der Landschaft zu ermöglichen: Landschaft, wie sie sich phänomenologisch zeigt und wie ich sie demgegenüber emotional erlebe, respektive wie diese zwei Parameter sich über die Zeit und besonders letzterer mit zunehmender Vertrautheit verändern. Natürlich wird es immer Überlappungen, Unschärfen geben, da es die neutrale, von Emotionen und individuellen Perspektiven losgelöste Betrachtung, Beobachtung nicht gibt. Ich bin diesbezüglich der Überzeugung, dass eine vollständige Wissenschaft das emotionale, ästhetische Erleben eines Gegenstands miteinschließen und reflektieren muss; dies gilt insbesondere für die Naturwissenschaften. Umgekehrt soll das emotionale Erleben durch die Wissenschaft informiert sein. Das steht insbesondere beim fotografischen Teil dieses Journals im Vordergrund. Was kann ich wie zeigen, wie und was fotografiere ich, um wichtige Informationen zum beobachteten Gebiet in eine ästhetisch ansprechende Form, ein funktionierendes Bild, ein mediales Erlebnis zu bringen?
Den zweiten Tag hier in Nantesbuch verbringe ich ziemlich gehetzt, ein Meeting jagt das nächste und ich komme erst spät dazu, die Recorder an den ausgewählten Orten zu montieren. Der Running Gag bei den Ökoakustikern ist ja, dass sie ihre Recorder so gut verstecken, dass sie sie später selbst nicht mehr wiederfinden. Das denke ich mir insbesondere beim Gerät im Moor, welches ich an einem besonders knorrigen Baum zwischen zwei Verwachsungen befestigt habe – in der Hoffnung, dass ich den Recorder an diesem auffälligen Baum wieder finde.
Beim Permakultur-Garten stellen sich noch weitere Probleme – man fragt, ob die Gespräche, die der dortige Recorder aufzeichnet, in der Aufnahme verständlich seien. Ich winke ab, nicht ganz sicher, ob ich damit richtig liege – sicherlich würde man den Inhalt von Gesprächen verstehen, die ganz nahe beim Recorder geführt würden. Aber wer unterhält sich schon in dieser fernen Ecke des Gartens?